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Erfahrungen mit dem Umbau von Loks
auf neue Schneckengetriebe
von Stefan Glasmachers

Warum ein Umbau?

Die meisten Modell-Lokomotiven laufen viel zu schnell und teilweise auch zu unruhig. Das Glasmachers Getriebe ist ein gebrauchsmustergeschütztes Schneckengetriebe, das eine zusätzliche Übersetzung von 2:1 bis 3:1 ermöglicht. Mit Hilfe eines Getriebeumbaues können die Höchst- und Minimalgeschwindigkeit reduziert und die Langsamfahrteigenschaften erheblich verbessert werden, ohne dabei einen teuren Faulhaber Motor einbauen zu müssen. Auch die Zugkraft kann erhöht werden, abhängig vom Reibungsgewicht der Lok. Fast alle Lokomotiven können umgebaut werden. Der Preis richtet sich nach der Zahl der Schnecken und dem Aufwand, der betrieben werden muss. Schnecken zum selbst einbauen gibt es ab 14,00 bis 35,00 Euro. Ein kompletter Umbau kostet zwischen 20,00 und 58,00 Euro.

Welche Teile werden umgebaut

Nach Infos von Stefan Glasmachers: Normalerweise besteht der Umbau aus einem Austauschen der Antriebsschnecken auf der Antriebswelle des Motors. Bei Drehgestell-Loks sind das oft zwei Schnecken.

Wenn bei Drehgestell-Loks das Zahnrad mitlenkt und die Schnecke nicht, wie das bei den Loks von Arnold und Minitrix nahezu ausnahmslos der Fall ist, werden im Rahmen des Getriebeumbaus nicht nur die Schnecken, sondern auch die beiden Schnecken(zahn)räder gewechselt. Daher kommen auch die Preisunterschiede zwischen dem 2:1-Umbau einer "klassischen" Roco Drehgestell-Lok (Kardanwellen-Antrieb) und jenem einer Arnold- oder Minitrix-Maschine.

Schnecken und Zahnräder müssen passen

Die Glasmachers Schnecken an einem Minitrix Motor
Die Glasmachers Schnecken an einem Minitrix Dreipol-Motor älterer Bauart. Die Glasmachers Schnecke hat doppelt so viele Windungen wie die Originalschnecke.
Drehgestell und Zahnräder der Trix E44
Bei beiden Drehgestelle der Minitrix E44 müssen die Zahnräder getauscht werden. Die beiden von Glasmachers gelieferten Zahnräder haben einen etwas größeren Abstand zwischen den Zähnen.

Um eine größtmögliche Eingrifftiefe zu erreichen, werden Zahnräder mit schmaleren, schlankeren Zähnen verwendet - so wie auch die Schnecke einen spitzen, scharfkantigen Zahnkopf hat, um möglichst tief in das Schneckenrad eingreifen zu können. 

Für "Zahnfraß" gibt es drei Ursachen: Entweder Schnecke und Zahnrad passen vom Modul her nicht zusammen oder die Eingrifftiefe unterschreitet einen kritischen Wert oder das Getriebe wird schlicht überlastet. Wenn sich z. B. der Kuppelstangenantrieb einer Lok verklemmt, ist das Kunststoff-Schneckenrad meist das schwächste Glied in der Kette und versagt. Durch Ausnutzen der maximalen Zugkraft bis hin zum Schleudern der Antriebsräder ist eine Überlastung dagegen nicht möglich. Wenn ein "Glasmachers-Getriebe" den Geist aufgibt, ist meist ein Unterschreiten der kritischen Eingrifftiefe schuld. Dazu kommt es häufig erst unter Last, wenn die Schnecke aus dem Zahnrad herausgedrückt wird und die Lagerung "außerplanmäßig" nachgibt.

Neue Loks, neue Probleme

Bei der Fleischmann BR 50 ab 1999 liegt der Motor oft nur in einem kleinen Bereich um die Schraube herum am Chassis auf und kann dadurch um diesen "Punkt" kippen. Das wurde erst bemerkt, als die erste Lok nach wenigen Tagen auf der Anlage des Kunden mit Zahnfraß reklamiert werden musste. Bei Lokmodellen, die erstmals umgebaut werden, können manchmal nicht alle möglichen Fehlerquellen mit Sicherheit festgestellt werden. Aber auch Modelle, mit denen schon Erfahrungen vorliegen, können natürlich im Einzelfall, zum Beispiel durch Fertigungstoleranzen, ein neues Problem haben, so dass ein Ausfall kurz nach der Auslieferung nicht ausgeschlossen werden kann.

Bei Minitrix Loks sind häufig unrund laufende Motorwellen sowohl für eine überdurchschnittliche Geräuschentwicklung als auch für Getriebeschäden verantwortlich. In der BR 89.6 (bayr. D II) zum Beispiel wird die Motorwelle häufig durch eine schlecht gefertigte Schwungmasse gekrümmt. Da sie dreifach gelagert ist, werden das Chassis und das Motorgehäuse durch die drehende Welle in wüste Schwingungen versetzt. 

Bei der 216 bzw. Lollo ist die Welle zwar nur zweifach gelagert und leider schwungmassenfrei, aber häufig genauso krumm. Die Folge ist ein ständiges Ein- und Auftauchen der Schnecken in die bzw. aus den Zahnrädern. Dabei kann die kritische Eingrifftiefe zeitweise unterschritten werden, so dass das Getriebe nicht lange lebt. Auch aus akustischen Gründen macht der Umbau nur Sinn, wenn der Motor eine gerade Welle hat. Unter dieser Voraussetzung hat das umgebaute Getriebe die gleiche Lebensdauer wie die übrigen Komponenten der Lok. Schränkt man zudem das Spiel zwischen Drehgestell und Rahmen ein, so ist beispielsweise bei der E 44 mit ihren nahe an den Motorlagern sitzenden Schnecken sogar ein 3:1-Getriebeumbau möglich - zwei solche Loks sind bereits im Einsatz.

Wartezeit

Ich musste etwa 12 Monate warten bis mir H. Glasmachers mitteilte, ich solle die Loks jetzt schicken. Danach dauerte es etwa 8 Wochen bis ich alle zurück hatte. Wichtig ist vorher anfragen, mit welcher Wartezeit man rechnen muss. Er ist derzeit am Aufarbeiten ältere Aufträge, wie dem meinigen.
Drehgestell-Loks müssen mit 2 neuen Schnecken und Zahnräder versehen werden, die Schlepptenderloks und Tenderloks mit einer Schnecke und Zahnrad. Es gibt noch Unterschiede zwischen Fertigmontage mit Kontrolle und Lauftest sowie Zusendung der Teile und Selbstmontage, aber dann ohne die Lauftests, also nur Garantie auf die Bauteile. (H-W)

Erfahrungen mit Modellgetrieben von Anwendern:

Arnold Strassenbahn (der 2achsige ET) (kein Glasmachers Umbau)
Die Unterlegscheiben zwischen Metallblock und Platine dürfen nicht entfernt werden, jedenfalls nicht einseitig, da sonst der Motor in Schräglage gedrückt wird und Zahnfrass (Messingschnecke an Messingritzel!) entsteht. Das gibt eine schöne Sauerei von mit Fett vermischtem Messingstaub. (Peter W.)

Arnold BR61 (kein Glasmachers Umbau)
Bei meinem Exemplar stellte sich im Rahmen des Faulhaberumbaues heraus, dass die Achsen der hochdrehenden Zwischenzahnräder gerne verrutschen. Eine davon liegt leider hinter einem Radsatz so dass sie nicht hinein schlagen kann. Dies ist allerdings eine der wenigen Loks die definitiv KEINEN Getriebeumbau benötigen. (Peter W.)

Fleischmann BR 94 (kein Glasmachers Umbau)
Ich habe zwei Umbauten mit Glasmacher Umbausätzen durchgeführt. Erstens die Fleischmann BR 94. Die ist die erste Zeit ausgezeichnet gefahren. Nach einiger Zeit ist das das oben genannte Problem aufgetaucht und am Ende war dar Zahnrad fast glatt. Wahrscheinlich hat die korrekte Abstimmung gefehlt. Danach habe ich noch eine Roco E91 umgebaut. Die hat eine Kraftübertragung mittels Kardan und läuft sehr gut und auch fast geräuschlos. Der Originalmotor wurde ersetzt durch einen fünfpoligen Motor von Kato. (Bart aus Rotterdam)

Minitrix V 160 Lollo und BR 216 hier kurze Bemerkungen von H. Glasmachers:
Das Problem kommt jetzt: Die Drehgestelle der BR 216 und der Lollo (identisch) sind eine Fehlkonstruktion. Ich habe letzte Woche einen "Rückläufer" dieser Baureihe bearbeitet und dabei festgestellt, dass die Zwischenzahnräder und die Achszahnräder sich in dieser Lok regelrecht verklemmen können. Das Lager der Zwischenzahnräder wird nach unten von an den Achslagerdeckel (=Drehgestellblende) angegossenen Kunststoffzapfen begrenzt, die ca. 0,25 mm zu kurz sind. Dadurch wandert das Zwischenzahnrad in einer Lastrichtung diese 0,25 mm nach unten und greift dann zu tief in das Achszahnrad ein. Im Neuzustand (wie bei Ihren Loks) geht das gerade noch gut, aber mit zunehmender Laufleistung gräbt sich die Welle des Zwischenzahnrads in den Kunststoffzapfen ein, das Spiel wächst über 0,25 mm hinaus und das Klemmen wird stärker.

Ich habe nun an einem Drehgestell experimentiert und das Problem
durch Einsetzen winziger Messingdrehteile auf bzw. in den Kunststoffzapfen lösen können. Die Messingoberfläche sollte auch verschleißfester sein als der Kunststoff. Der Aufwand ist allerdings nicht unerheblich, so dass ich Ihnen weitere 20 EUR pro Lok berechnen müsste.

Es wurde die Lollo entsprechend umgebaut. Fazit des Umbaues, einwandfreie Langsamfahreigenschaften und wirklich moderate Endgeschwindigkeit. Rangieren ist erstmals mit der Lok möglich. Dieser Umbau hat sich für mich Analogfahrer gelohnt. Die BR 216 habe ich allerdings nicht umbauen lassen, da sie etwas bessere Fahreigenschaften hatte als die Lollo, sie rennt nicht so sehr. (H-W)

Minitrix BR 216Was die 216er betrifft, so habe ich exakt das gleiche Problem bei einer nagelneuen Lok festgesellt, die Zahnräder im Drehgestell verkeilten sich. Dies ließ sich bei dem Neufahrzeug durch kräftiges Anziehen der Drehgestellschrauben beheben, dadurch wird der Anpressdruck der Blende an die Achsen erhöht. Trotzdem sind die Fahreigenschaften schlecht, weil der Motor mit dem serienmäßigen Getriebe im falschen Drehzahlbereich betrieben wird (d.h. es wird immer untertourig gefahren). (Peter W.)

BR 57 von Kato
Hier wurde der standardmäßige Umbau mit Glasmachers-Schnecke vorgenommen und die Kato Haftreifen gegen solche von GFN ausgetauscht. Nun hat die Lok seidenweichen, leisen und in der Geschwindigkeit gedrosselte und mit mehr Durchzug versehene Laufeigenschaften. Rangieren ist ein Gedicht. (H-W)

BR 78 von GFN
Hier wurden auch die Standardumbaumaßnahmen durchgeführt. Gleiches Ergebnis wie bei BR 57. (H-W)

BR 56 von GFN
zusätzlich zum Getriebeumbau wurden bei dieser Lok die Kontaktschwierigkeiten durch zusätzliche Stromabnahme von der mittleren Tenderachse behoben, indem diese mit mit Stromschleifern versehen wurden. Das Fahrverhalten analog der vor beschriebenen Loks.
Gewiss ist so ein Umbau nicht für lau zu erhalten. In Anbetracht der nunmehr top Fahreigenschaften hat sich der ganze Aufwand und Wartezeit gelohnt. Für den Analogfahrer ist dieser Umbau die einzige wirklich sinnvolle und mit Erfolg gekrönte
Maßnahme alte Rennsemmel oder nur unwillig langsam fahrende Loks zu verbessern. Ich werde in Zukunft bei Problemfällen wieder so verfahren. (H-W)

Anmerkungen von Stefan Glasmachers

Die "etwa 12 Monate" Wartezeit sind eine vorsichtige Formulierung - ich müsste nachschauen, aber ich glaube, es waren eher 18. Einzelne Kunden warten leider auf "Spezialfälle" noch deutlich länger! Da bei diesen Spezialfällen meistens ein bereits vorher eingebauter Faulhabermotor im Spiel ist, werde ich um solche Loks in Zukunft einen Bogen machen, sofern die Schnecken direkt auf der Motorwelle sitzen.

Da in der Preisliste nicht alles drinsteht:

Fleischmann BR 78 Getriebeumbau 2:1    24 €

Fleischmann BR 56 Getriebeumbau 2:1    35 €

Stromschleifer mittlere Tenderachse    15 €



Minitrix "Lollo" Getriebeumbau     2:1 48 €

Lagerung der Zwischenzahnräder (s. o.) 20 €


Kato BR 57 Getriebeumbau 2:1           26 €

Haftreifen Fleischmann 54 7002          5 €

Reparatur Gelenkwellenadapter          15 €


dazu kommen noch 10 € Versandkosten.

Zu diesen Loktypen ist noch folgendes zu sagen:
Bei fast allen 57ern sind mit den Jahren die auf die Motor- bzw. Schneckenwelle aufgepressten Gelenkwellenadapter gerissen (wie die Achszahnräder bei Arnold oder Roco, nur dass das Problem bei Kato praktisch immer auftritt). Dann kann nur noch sehr wenig Drehmoment zwischen Motor und Getriebe übertragen werden. Die Reparatur für 15 € ist also quasi "obligatorisch".

Der Wechsel auf dickere Fleischmann-Haftreifen sorgt dafür, dass die Lok unabhängig von kleineren Unebenheiten im Gleis stets auf der ersten und fünften Kuppelachse steht. Die Haftreifen auf der fünften haben also ständigen Gleiskontakt und es kommt nicht mehr zu "Aussetzern" der Zugkraft. Gleiches gilt übrigens für die Roco BR 44.

Die Stromschleifer im Tender der 56 sind ein großes Plus für die Stromabnahmesicherheit, da die mittlere Tenderachse in senkrechter Richtung Spiel im Lager hat und somit durch federnde Schleifer ständigen Gleiskontakt bekommt. Wer gerne bastelt, kann die Schleifer auch selbst anfertigen und einbauen: Man benötigt zwei ca. 13 mm lange und rund 1,5 mm breite Streifen aus sehr dünnem (ca. 0,05 mm) Blech. Diese werden einfach auf der Innenseite unter die "Schweißpunkte" der Motorkontaktfedern geschoben, an der Kante der Motoraussparung um gut 90° nach unten abgewinkelt und ca. 3 mm tiefer wieder um 90° in die Gegenrichtung (also nach vorne), so dass sie von oben auf die Laufflächen der Räder drücken.

Bei der Lollo ist der Getriebeumbau nicht möglich, wenn nicht das Klemmen der Zwischenzahnräder (wie oben zu lesen) beseitigt wird, also kein Umbau unter 68 €.

Links dazu

Ausblick

  • Die Qualität der "hauseigenen" Minitrix-Motoren hat sich in den vergangenen fünfzehn Jahren ganz erheblich verbessert (weniger Axialspiel der Welle, weniger Radialspiel der Lager, besserer Rundlauf des Kollektors, weitgehend gerade Wellen).
  • Bei neuen Loks gibt es einen Trend zu richtig guten Motoren mit Schwungmassen und hohen Getriebeübersetzungen.
  • Immerhin ein Hersteller (Fleischmann) hat inzwischen weitgehend erkannt, wie ein gutes Dampflokfahrwerk konstruiert sein muss.

Kontakt, Preise und weitere Infos: 

http://www.bahnserver.de/n/glasmachers/index.html




Comments / Feedback: bahnkram aett karzauninkat.de
Zuletzt aktualisiert: 27.11.2007
Das Copyright für alle Aufnahmen und Texte liegt bei Stefan Glasmachers.